Beschreibung
In einem seiner beiden Schreibsekretäre fanden sich Mappen mit Manuskripten, an denen er, im Lauf der Jahre, immer wieder gearbeitet hat. Ich kannte die meisten Geschichten, er hatte sie mir vorgelesen, als er sie schrieb. Von manchen Texten existieren vier, fünf Fassungen. Er hat sie immer weiter zu verdichten versucht. Er hatte, als er diese Geschichten, manchmal ganz kurze Kalendergeschichten, schrieb, keine Sammlung im Auge oder im Sinn, er schrieb zweckfrei, schrieb Sachen auf, die ihn beschäftigten, bedrängten oder die ihm Spaß machten und ihm gefielen. [.] Geschichten ohne Heimat hat er auf die Deckseite der Pappmappe geschrieben, in der er die Texte versammelte. Eben weil er nicht wußte, wohin sie gehörten, was er mit ihnen anfangen würde. Aus dem Nachwort von Eva Strittmatter Die ganze Strittmatter-Welt Der Band mit Texten aus dem Nachlaß Erwin Strittmatters bietet eine dichte Sammlung unterschiedlicher Genres: von der "Kalendergeschichte", wie Strittmatter seine Naturreflexionen in jener für ihn so bezeichnenden poetischen Verknappung nannte, über Short stories mit der konzentrierten, pointierten Beschreibung alltäglicher Vorgänge bis zur intensiven Erzählung. Dazu gehört die satirische Geschichte "Die Cholera", die in der DDR nicht gedruckt werden durfte, oder der hintergründig-ironische Text "Ein Grundstück bei Rheinsberg kaufen" und die sensible, facettenreiche Beschreibung eines Besuches bei Halldór Laxness. "Kleine Texte und doch die ganze Strittmatter-Welt: Pferde, Kiefern, Frostnächte, violette Himmel, Maiglöckchenhügel - und der ganz normale Wahnsinn namens Mensch. Der Spiegel
Autorenportrait
Erwin Strittmatter wurde 1912 in Spremberg als Sohn eines Bäckers und Kleinbauern geboren. Mit 17 Jahren verließ er das Realgymnasium, begann eine Bäckerlehre und arbeitete danach in verschiedenen Berufen. Von 1941 bis 1945 gehörte er der Ordnungspolizei an. Nach dem Kriegsende arbeitete er als Bäcker, Volkskorrespondent und Amtsvorsteher, später als Zeitungsredakteur in Senftenberg. Seit 1951 lebte er als freier Autor zunächst in Spremberg, später in Berlin, bis er seinen Hauptwohnsitz nach Schulzenhof bei Gransee verlegte. Dort starb er am 31. Januar 1994. Zu seinen bekanntesten Werken zählen sein Debüt "Ochsenkutscher" (1950), der Roman "Tinko" (1954), für den er den Nationalpreis erhielt, sowie die Trilogie "Der Laden" (1983/1987/1992).