Beschreibung
Broders polemische Abrechnung mit unserer Erinnerungskultur »Auschwitz« ist die deutsche Metapher schlechthin. Sie steht für den großen Zivilisationsbruch, ist aber in der tagespolitischen Auseinandersetzung längst zum billigen argumentativen Kleingeld verkommen. In die Erinnerung an den Holocaust investieren die Deutschen seit Jahren Unsummen, ihre Israel- und Nahostpolitik, ja ihr Agieren auf der weltpolitischen Bühne aber zeigen, dass diese Erinnerungsrituale oft nicht mehr sind als eine leere Geste, eine Ablenkung von der Gegenwart oder sogar noch Schlimmeres. In seinem provokanten Essay »Vergesst Auschwitz« entlarvt der Publizist Henryk M. Broder den wohlfeilen Gestus des andauernden Gedenkens deutscher Politiker und öffentlicher Personen als »Erinnerungswahn«. Er sieht ihn als das politisch korrekte Deckmäntelchen eines neuen »sekundären« Antisemitismus, der sich geschickt als Antizionismus tarnt. Dieser speist sich nicht aus den üblichen Ressentiments, sondern aus dem Bedürfnis nach Entlastung. Denn je mehr man beispielsweise das Verhalten Israels gegenüber den Palästinensern dramatisiert, desto kleiner wird das schlechte Gewissen der Deutschen gegenüber den Juden. Israel ist ein »daily reminder« daran, was die Nazis in Europa angestellt haben. Das werden die Deutschen den Juden nie verzeihen. Damit das anders wird, fordert Broder, die verfluchte Erinnerung endlich ruhen zu lassen und stattdessen Geld und Kraft zu investieren, um neue Genozide zu verhindern und menschenfeindliche Diktaturen zu bekämpfen. Vergessen wir also Auschwitz und stellen uns den Problemen der Gegenwart!
Autorenportrait
Henryk M. Broder, geboren 1946 in Kattowitz/ Polen, ist ein deutscher Journalist und Schriftsteller. Als Publizist beschäftigt er sich mit den Themen Judentum, Islam, Nationalsozialismus und der deutschen Linken. Broder schreibt für die Welt sowie für den politischen Blog achgut.de. Er lebt in Berlin und Virginia/USA.
Leseprobe
Leseprobe