Beschreibung
Uneigentlichkeit ist nicht Inhalt, sondern Form des sich vollziehenden dritten Jahrtausends. Wie ein unsichtbarer Bedeutungsraum, der sich über ein Territorium spannt. Quer über die Fläche hinweg sind zahlreiche Begrenzungspunkte miteinander verbunden. Nahe der Schnittpunkte dieser Verbindungslinien entfaltet sich die Uneigentlichkeit. Sie gründet in der Eigenart der sich ständig aufs Neue konstituierenden Relationen. In der gegenwärtigen Welt drohen geistesgeschichtliche Spuren verloren zu gehen. Als Fährten stellen diese besondere Formen des Sichtbarmachens und des Verweisens dar, da sie sowohl zu einem Ursprung zurück, als auch von dieser Anfängnis emporführen. Derjenige, der vom Anfang weiß, kann Zeugnis ablegen. Doch ein aus Zeugnissen gewonnenes Wissen ist uneigentlich, es ist nicht durch autonomes Denken zustande gekommen, sondern verkörpert Wissen durch die Worte anderer. Vor diesem Hintergrund wird das Geheimnis des Ursprungs einer neuen Lektüre unterzogen und im Kontext des Spurenhaften und Auratischen diskutiert. In seinem philosophischen Essay lotet der Autor zahlreiche Grenzen zwischen Eigentlichkeit und Uneigentlichkeit aus. Jene der Parrhesia, des Wahrsprechens, und jene der Parerga, der begrenzenden Rahmen. Grenzen sind als Phänomene uneigentlich, weder Teil des einen noch des anderen, wie flüchtige Un-Orte zwischen Stillstand und Geschwindigkeit.
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Autorenportrait
Paul Sailer-Wlasits, geboren 1964, ist Sprachphilosoph und Politikwissenschaftler in Wien. Forschungsgebiete: Sprachphilosophie, Hermeneutik, Metaphorologie, Diskursanalyse, Ästhetik und Philosophie der Mythologie. Mehrere sprachphilosophische Monografien, zahlreiche Texte zu politischer Kultur.