Beschreibung
'Kommen Sie mir nur nicht auf die Idee, hier aufsteigen zu wollen!' Mit dieser Aufforderung des langjährigen Sportclub-Präsidenten Achim Stocker an seinen damaligen Trainer Volker Finke ist das Phänomen Freiburg schon grundsätzlich erklärt. Doch der Aufstieg kam. Und er entfesselte eine geradezu katapultartige sportliche Hausse: Kaum mehr möglicher Klassenerhalt, Siege über Bayern München, UEFA-Cup-Teilnahmen und sogar Freiburger Nationalspieler. Die Euphorie im beschaulichen Breisgau kannte keine Grenzen: An Spieltagen brach regelmäßig der Verkehr zusammen, seriöse Mittelständler kletterten auf Bäume oder bauten sich Pappbecher-Podeste, um im proppevollen Dreisamstadion wenigstens ein paar Spielzügen der 'Breisgau-Brasilianer' beiwohnen zu können. Republikweite Sympathien waren den Freiburgern stets gewiss. 20 Jahre später stellen wir aber auch fest, dass der irgendwie immer noch als etwas exotisch empfundene Freiburger Weg für viele Vereine auch ein Vorbild darstellt: Finanzielle Solidität, intensive Jugendarbeit, regionale Verwurzelung, Zweckpragmatismus und Kollektivdenken. Der Sportclub Freiburg ist zu einer Marke im deutschen Profifußball geworden, hat sich gerade sogar für das internationale Geschäft qualifiziert - und darf trotzdem jederzeit wieder absteigen.
Autorenportrait
Clemens Geißler, Jahrgang 1980, geboren in Freiburg, verfolgte sein erstes Spiel in der Saison 1986/87 auf dem Schoß seines Opas gegen Union Solingen. Er erlebte graue Zweitligazeiten vor 2.000 mürrischen Senioren und jubelte beim ersten Aufstieg 1993 im ARD-Sportschau-Festzelt in der vordersten Reihe. Als Amateurfußballer gibt er den Part des lauffaulen Spielgestalters ohne Deckungsaufgaben. Seine Urlaube verbringt der Fußball-Nostalgiker ausschließlich auf verwitterten Sportanlagen ehemaliger niedergegangener Profivereine. Für einen Bezirksligakick im Novemberregen hat er schon manche mühsame Tagesreise auf sich genommen.
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