Beschreibung
Wer unterhaltsam und kompetent über den afrikanischen Fußball informiert sein will, findet hier Alltägliches und Kurioses, Geschichtliches und Politisches. Künzler versteht es, klar zu machen, wie der Fußball in Afrika "tickt". Mit seinen Geschichten und seiner Sachkenntnis führt er uns mitten hinein in afrikanische Fußballrealitäten. Er hat in den letzten zwölf Jahren mehr als 20 Länder in Afrika besucht. Im kleinen Dorf am Rande der Sahara, in der Millionen-Metropole Kinshasa, in den Art Déco-Kinos von Asmara, am togolesischen Zoll, an Schulen, am Strand, in der Zeitung, am Fernsehen und vor allem in zahllosen Gesprächen ist er immer wieder dem Thema Fußball begegnet.
Autorenportrait
Der Autor:Daniel Künzler, Dr. phil., geb. 1972, Soziologe an der Universität Freiburg (Schweiz), lehrt und forscht seit Jahren zu Afrika südlich der Sahara. Er hat in Benin/Westafrika gelebt und an der Universität unterrichtet. Zahlreiche Publikationen zum modernen Afrika.
Leseprobe
Einige Gedanken über ein vielfältiges Phänomen zum Aufwärmen "Football gives suffering people joy." (George Weah) Im Jahr 2004 kam ich nach einem Nachtflug frühmorgens ohne Visum bei der Passkontrolle eines westafrikanischen Staates an und musste dort wie einige Mitreisende erfahren, dass die für das Visum benötigten Fiskalmarken ausgegangen seien. Mangels dieser "Steuerbriefmarken" könne er derzeit keine Visa ausstellen, meinte der eine Immigrationsbeamte. Die Mitreisenden deponierten den Pass. Einige gingen Kaffee trinken, andere gingen in die Stadt mit der Aufforderung, abends den Pass am Flughafen abzuholen. Ich gratulierte dem Beamten zum Sieg "seiner" Nationalmannschaft gegen eine große Mannschaft des afrikanischen Fußballs zwei Tage zuvor. Nach einer angeregten Diskussion über Fußball knallte er mir das Visum inklusive Fiskalmarken in den Pass und ich ging meines Weges. Fußball kann nahezu weltweit Türen öffnen. Ich kam damals aus Ruanda, wo ich während der Europameisterschaft 2004 war. Anfängliche Befürchtungen, die Spiele der Schweizerischen Nationalmannschaft in Ruanda nicht mitverfolgen zu können, haben sich schnell in Luft aufgelöst. Die 0:3 Niederlage gegen England war auch noch am Kivu-See im Fernsehen zu sehen. Einige Monate zuvor, am 24. Februar 2004, war ich im abgelegenen Dorf Hombori am Rande der Wüste in Mali. Am Abend stellte der Hotelbetreiber, selbst ein ehemaliger Fußballer, einen Fernseher vor eine Lehmhütte. Familie, Gäste und ein Teil der Nachbarschaft schaute sich unter dem wunderbaren Sternenhimmel im Freien das Champions League-Spiel zwischen Bayern München und Real Madrid an. Der Wert dieser beiden Klubs beträgt etwa die Hälfte des jährlichen Volkseinkommens von Mali. Fußball bereitet leidenden Menschen Freude, meint der afrikanische Fußballer George Weah. Fußball hilft aber auch, etwas über das Leiden und die Freuden der Menschen zu erfahren. Man kann durch Fußball viel über afrikanische Gesellschaften lernen, wobei in diesem Buch mit Afrika das Afrika südlich der Sahara gemeint ist. Fußball wird hier als Spiegel oder Allegorie der afrikanischen Gesellschaften betrachtet. Es ermöglicht soziologische Einblicke, die über den Fußball hinausgehen. Die Geschichte mit dem Einreisevisum verweist auf die Funktionslogik einer korrupten, neopatrimonialen Gesellschaft, die anderen beiden Anekdoten illustrieren die globale Ausstrahlung bestimmter Fußballwettbewerbe. Fußball ist bei weitem nicht der e
Inhalt
InhaltVor dem Anpfiff1.Einige Gedanken über ein vielfältiges Phänomen zum Aufwärmen2.Eine Männerdomäne? Fußball und GenderEin Blick in die Geschichte des afrikanischen Fußballs: Kolonialisierung und Widerstand3.Wie der Fußball nach Afrika kam See- und Kaufleute, Soldaten, Siedler und Schulleiter4.Unterhaltung für die "Eingeborenen"? Fußball, Zivilgesellschaft und UnabhängigkeitsbewegungenFußball und "Kultur": Mobilisierungen, Ethnifizierungen und Identifizierungen5.Das "Wunder von Johannesburg"? Vom Versuch der Nationenbildung durch Fußball6.Das Ende des Dodo FC Vom Kampf gegen den ethnifizierten Fußball in der "Regenbogennation" Mauritius7.Benin - Madagaskar 3:2 Magie, Misstrauen und Massenpanik in AfrikaFußball und Politik: Autoritäre, neopatrimoniale und neokoloniale Formen der Herrschaft8.Brot und Zirkusspiele? Autoritäre (Militär-)Regime und Fußball9.Neopatrimoniale Politik in Kamerun: Präsident Biya als Fußballtrainer und räuberische Funktionäre10.Fußballspieler Weah als Staatspräsident? Fußball und politische Unternehmer11.Die FIFA und Afrika: koloniale, postkoloniale und neokoloniale BeziehungenFußball und Wirtschaft: Migration, Sponsoring und Entwicklungshilfe12.Auf der Suche nach grüneren Rasen: Der "Body Drain", die "Migration mit dem Ball" und die Hoffnung auf ein besseres Leben13.Bier und Mobilfunk:Erfolgreiche Wirtschaftssektoren als Sponsoren des afrikanischen Fußballs14.Chronik eines angekündigten Fiaskos? Fußball und Entwicklung(-shilfe)Nach dem Abpfiff15.Ein Kampf auf Leben und Tod - oder mehr als das?Anhang: Übernamen der NationalmannschaftenLiteratur
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