Beschreibung
Ein junger Mann aus Berlin namens Dame fährt nach München und trifft dort auf die Schwabinger Künstler-Bohème. Dame fühlt sich literarisch berufen und möchte das Wichtigste über den Stadtteil "Wahnmoching" aufzeichnen. Er wird zum Chronisten der Treffen einer überspannten Intellektuellengruppe, der "Kosmiker". Diese sind auf der Suche nach dem Sinnesrausch, der Orgie, dem "Heidnischen", modernem Hetärentum, nach "dionysischen Festen mit rasenden Tänzen" - und darin liegt auch die Hoffnung in den Stadtteil Wahnmoching. Ihre geistigen Anführer sind Hofmann, Delius und Halling - hinter diesen Namen verstecken sich die historischen Persönlichkeiten des Karl Wolfskehl, des Mysterienforschers Alfred Schuler und des Philosophen Ludwig Klages. Auch den Dichter Stefan George und Franz Hessel verstehen die Theorien und Sehnsüchte zu faszinieren. Man trifft sich, man diskutiert, man fabuliert, man feiert, man liebt, es herrscht Faschingszeit und die Ekstase kennt noch keine Grenzen. Am Ende der Faschingszeit - am Aschermittwoch - jedoch herrscht Katerstimmung, der kollektive Rausch ist beendet, fast alle Mitglieder der Gruppe sind erschöpft und zerstritten. Der Roman erschien erstmals 1913.
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Autorenportrait
Fanny von Reventlow wurde im Schloss von Husum geboren. Nach dem Besuch eines Pensionats in Altenburg und des Lehrerinnenseminars in Lübeck wurde sie früh Anhängerin der emanzipatorischen Vorstellungen Henrik Ibsens. Um Streitigkeiten mit der nach Lübeck übergesiedelten Familie zu entkommen, floh sie 1892 nach Hamburg, wo sie ihren Mann Walter Lübke kennenlernte. Mit dessen finanzieller Hilfe ging sie 1893 nach München-Schwabing, um sich als Malerin ausbilden zu lassen. Vor allem aber arbeitete sie hier als Übersetzerin aus dem Französischen, veröffentlichte erste eigene Texte und stand in Verbindung mit Künstlern und Philosophen, insbesondere dem sog. "kosmischen Zirkel" um Stefan George mit Ludwig Klages, Alfred Schuler und Karl Wolfskehl. Zu Rainer Maria Rilke, Frank Wedekind, Erich Mühsam u. a. gab es Verbindungen, die Reventlow als kulturelles, durchaus aber auch erotisches Netzwerk knüpfte. Im Herbst 1910 übersiedelte sie nach Ascona, wo ihr bekanntester Text, "Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil" (1913), entstand. Am 26. Juli 1918 starb Fanny zu Reventlow in Locarno an den Folgen eines Fahrradsturzes.
Leseprobe
"Das Fest begann mit einem feierlichen Umzug, voran schritt eine Bacchantin, die ein ehernes Becken schlug, dann kam Dionysos mit seinem goldenen Stab, ihm folgten der Caesar und eine in Schwarz gehüllte Matrone. Wer in antikem Gewand war, folgte, die Übrigen blieben auf der Seite stehen. Denn viele waren auch anders kostümiert - Renaissance, alte Germanen oder orientalisch. Der arme Georg, Marias Rechtspraktikant, der durch die Eckhäusler eingeladen worden war, hatte den Charakter des Festes entschieden nicht begriffen, er war als Pierrot gekommen und es war ihm dann sehr unbehaglich."