Beschreibung
Was als tragikomische Liebesgeschichte beginnt, entwickelt sich zu einem unberechenbaren Thriller, der existenzielle Fragen aufwirft. Ein unkonventioneller Roman - unterhaltsam, tiefgründig, skurril und jenseits aller literarischen Schubladen. Thomas Hell scheint keine Ziele im Leben zu haben. Er ist Mitte zwanzig, intelligent und schlagfertig, aber er braucht Großteile seiner Energie, um sich psychisch im Gleichgewicht zu halten. Dabei kann Thomas nicht sagen, ob mit ihm etwas nicht stimmt oder mit der Welt um ihn herum. Als er die sarkastische Informatikerin Sophie kennenlernt, glaubt er, in ihr die große Liebe und die Lösung seiner Probleme gefunden zu haben. Doch die junge Frau verschwindet mit einem Mal spurlos. Thomas macht sich auf eine immer verzweifeltere Suche, die ihn zu Sophies undurchsichtigem Bruder, dem vermüllten Haus ihrer Mutter und schließlich tief hinein in ein monströses Kaufhaus führt, von dem Thomas hoffte, es nie wieder betreten zu müssen.
Autorenportrait
Anselm Neft geb. 1973 in Bonn, schrieb seine Magisterarbeit über zeitgenössischen Satanismus, verschliss Berufe vom Tellerwäscher bis zum Unternehmensberater und verfasste weit über 100 Satiren, Kolumnen und Nachrufe für 'Welt' und 'Tagesspiegel'. Seit 2005 ist er Mitherausgeber der Zeitschrift für komische Literatur 'EXOT'. 2007 war er Finalist beim Berliner 'Open Mike'. 2009 erschien einer seiner Texte in der Anthologie 'Das Beste aus dem MDR-Literaturwettbewerb'. 2011 war er Stipendiat im Künstlerdorf Schöppingen. Nach fünf Jahren in Berlin lebt er wieder in Bonn, schreibt an einem neuen Roman und tritt auf Lesebühnen im ganzen deutschsprachigen Raum auf. Publikationen: 'Götter, Gurus und Gestörte' (Hrsg., Satyr), 'Die Lebern der Anderen' (Ullstein)
Leseprobe
'Hätte mich auch gewundert, wenn du aus einer heilen Familie gekommen wärst', sagte Sophie. 'Wieso?' 'Wenn ich jemanden interessant finde, hat er mit Sicherheit eine Riesenmacke.' 'Interessant', sagte ich. 'Bei mir ist es genauso.' 'Gut, vielleicht können wir das Drama abkürzen. Was ist dein Problem?' 'Keine Ahnung.' 'Also, warum haben sich deine Eltern scheiden lassen?' 'Vielleicht wegen der Sauferei. Mein Vater ist Alkoholiker.' 'Na siehst du, so was meine ich. Aber ich hätte ein bisschen mehr erwartet. Alkoholikerfamilie - das ist doch so ein Standard.' 'Hast du mehr zu bieten?' 'Nicht unbedingt. Mein Vater ist ein Arschloch, meine Mutter hat einen Schaden, und mein Bruder ist so verschlossen, dass ich eigentlich nichts über ihn weiß.' 'Da bin ich auch mehr gewöhnt.' 'Ich habe in der Jugend ein paar längere Gedächtnislücken.' 'Immerhin', sagte ich. 'Und ich musste schon als Grundschulkind zum Psychologen.' 'Aha, weswegen?' Sophie klang aufrichtig interessiert. 'Das ist ein bisschen kompliziert. Es hieß, dass ich manchmal Träume und Realität nicht auseinanderhalten kann. Aber ich bin mir nicht sicher, ob der Begriff >Träume< so ganz richtig ist. Mir kam der Ort sehr echt vor.' 'Was für ein Ort?' 'Ein riesiges Kaufhaus. Wie eine gigantische, überdachte Stadt mit mehreren Etagen.' 'Und jetzt hast du das nicht mehr?' 'Nein. Das hat aufgehört, als ich vierzehn war. Sollen wir einen Glühwein trinken?' 'Igitt.'