Beschreibung
Neun Jahre in Haft.Unschuldig!Als sie entlassen wird, wartet der wahre Täter auf sie. Als die Cutterin Christine Winterall den Münchner Juwelier Alexander Helin kennenlernt, glaubt sie, endlich den Lebensgefährten gefunden zu haben, nach dem sie sich immer gesehnt hat. Seine scheinbare Sanftheit und seine Verletzlichkeit ziehen sie so stark an, dass sie alle Warnzeichen übersieht. Zu spät bemerkt sie die Abgründe, die in seiner dunklen Seele lauern. Zerfressen von Schuldgefühlen, begegnet er allen, die ihn lieben, kaltherzig und grausam. Sogar Christines Familie gerät in seinen Kosmos aus Finsternis und Tod. Kann sie nach neun Jahren im Gefängnis endlich für Gerechtigkeit sorgen? Ein hochspannender Psycho-Thriller über den Traum von der Liebe und das böse Erwachen.
Autorenportrait
Angaben zur Person: Die Idee zu dieser Geschichte hatte Bettina Brömme bereits im Jahr 2001, kurz nachdem ihr Romandebüt erschienen war. Doch bevor aus der Idee ein Buch werden konnte, kam viel Leben dazwischen: Eine Weltreise machen, eine Familie gründen, viele andere Bücher schreiben vom Jugendthriller bis Frauenroman, fürs Fernsehen arbeiten, den richtigen Ort zum Leben finden, mit Kollegin Beatrix Mannel die Münchner Schreibakademie gründen und anderes mehr. Doch "Des Glückes dunkle Seele" ließ sie nicht los, bis nun der richtige Zeitpunkt gekommen ist, die Geschichte zu veröffentlichen. Mehr Info: www.bettinabroemme.de, www.münchner-schreibakademie.de Bettina Brömme freut sich auf Lesungsanfragen.
Leseprobe
Ich hatte neun Jahre Zeit, um meine Geschichte aufzuschreiben. An der ersten Fassung arbeitete ich kaum vier Monate. Tag für Tag, wann immer ich dazu kam. Die Krämpfe in den Fingern ließen bald nach. Ich schrieb wie besessen, es gab kein Zögern, kein Abwägen, kein Nachdenken. Ich kotzte die Worte aufs Papier. Doch Sinn ergab nichts davon. Meine Sätze mäanderten, verloren sich, knüpften an ausgetrockneten Enden an und versickerten schließlich im Unverständlichen. Es war mir egal. Denn ich schrieb, um mein Leben nicht beenden zu müssen. Schreiben oder sterben das schienen mir die Alternativen zu sein. Papier und Stifte waren das Einzige, woran mir nicht mangelte. Vielleicht hätte ich mir mit der Miene des Bleistifts die Pulsadern aufschlitzen können aber wenn jede Viertelstunde eine Vollzugsbeamtin einen Blick in die Zelle wirft, ist diese Vorgehensweise ungeeignet. Und zu anderen Methoden fehlte mir der Mut. Also schrieb ich. Nun, vierzehn Fassungen später, nach fast genau neun Jahren, lege ich 379 eng beschriebene Seiten in meinen Koffer. Andere persönliche Gegenstände nehme ich nicht mit. Nicht einmal die Zahnbürste, die erst wenige Tage alt ist. Ich habe genug zu tragen an den 379 Seiten und an den Unterlagen, die mich hinaus begleiten werden. Der Haftentlassungsschein. Der vorläufige Personalausweis, der den alten, längst abgelaufenen, vorübergehend ersetzt. Die Telefonnummer meiner Bewährungshelferin. Die Telefonnummer des Haftentlassenenvereins. Die Bestätigungen über die Arbeiten, die ich verrichtet habe. Den Zettel mit dem Termin beim Arbeitsamt.»Frau Winterall«, ruft mich die Vollzugsbeamtin und sie lächelt. Ich habe sie nie lächeln sehen, in all den Jahren nicht. Sie scheint es für diejenigen zu reservieren, die das Privileg haben, freizukommen.»Es geht los.«Ich nicke, nehme die Tasche und verlasse die Zelle. Ich sehe mich nicht um. Das Rolltor gleitet so sanft hinter mir zu, als bemühe es sich, meinen Aufenthalt augenblicklich vergessen zu machen. Eine solche Rücksichtnahme hat mir niemand mehr entgegengebracht seit jener Nacht vor zehn Jahren.Auf dem beinahe leeren Parkplatz vor der Haftanstalt stehen meine Eltern an ihr Auto gelehnt. Meine Mutter kneift die Lippenzusammen und sie sieht aus, als würde sie gleich zu weinen anfangen. Mein Vater tut, als müsse er einen Fleck von seinem Mantelrevers kratzen. Ich weiß nicht, ob es das helle, beinahe gleißende Tageslicht ist, das mir klar macht, wie alt meine Eltern geworden sind. Älter, als das sonst in knapp einer Dekade üblich ist. Wir haben uns in der ganzen Zeit mehrmals pro Jahr gesehen und ich hatte immer den Eindruck, wenigstens sie verändern sich nicht. Aber das war wohl eine Wunschvorstellung. Meine Mutter kommt auf mich zu, nun rinnen die Tränen über ihre Wangen und sie legt ihre Arme um mich, drückt ihr Gesicht an meinen Brustkorb. Sie ist geschrumpft. Mein Vater betrachtet mich mit einem Gesichtsausdruck, der belegt, dass er krampfhaft über einem entkrampfenden Spruch nachdenkt. Doch es fällt ihm nichts ein.»Willkommen«, sagt er stattdessen und nun muss ich lachen. Als sei ich aus einem fernen Land zurückkehrt, von einer Weltreise. Wobei so ähnlich fühle ich mich, nur dass die Reise vor allem in mein Inneres führte und ich kein Andenken mitgebracht habe. Keines, außer den 379 eng beschriebenen Seiten, die allein für mich bestimmt sind. Er nimmt meine Tasche und legt sie in den Kofferraum.»Komm«, sagt meine Mutter und schiebt mich zum Auto. »Wir können gleich in die Wohnung fahren. Es ist alles vorbereitet.« Sie lässt meine Hand nicht los und versucht, etwas fröhlicher dreinzuschauen.»Danke«, sage ich, entziehe ihr meine Hand und setze mich auf den Beifahrersitz. Als ich die Tür schließen will, bemerke ich weiter entfernt ein Fahrzeug, aus dem jemand zu uns herüber starrt. Der Mann am Steuer trägt einen Vollbart und eine Kappe auf dem Kopf. Ich kann ihn nicht genau erkennen. Und dennoch kommt mir etwas in seiner Haltung vertraut vor.»Kann's losgehen?«, fragt mein Vater und lässt den Motor an.»Ja«, sage ich und versuche, im Seitenspiegel noch einen Blick auf den Mann im Wagen zu erhaschen. Das Einzige, was ich erkenne, ist, dass sich sein Auto in Bewegung setzt. Zufall, sage ich mir.Das ist ein Zufall.Die Wohnung liegt im Norden der Stadt und ist winzig. Eigentlich ist es gar keine Wohnung. Es ist ein Appartement mit einem vielleicht zwanzig Quadratmeter großen Zimmer, einem sechs Quadratmeter großen Flur, in dem auf der einen Seite einEinbauschrank, auf der anderen eine Küchenzeile untergebracht ist. Zudem gibt es ein winziges Bad mit Dusche, Toilette und Waschbecken. Aber es hat eine Tür. Und man kann es abschließen. Von innen. Und es gehört ganz allein mir.(...) Ein Geräusch wie das Zirpen eines zu groß geratenen Insekts reißt mich aus dem Vergangenheitsstrudel, und auch wenn ich es nicht gleich einordnen kann, bin ich ihm dankbar für die Ablenkung. Es zirpt noch einmal und ich begreife, dass es dieTürklingel ist. Sofort spüre ich eine Faust im Magen. Kommen sie und holen mich zurück, weil meine vorzeitige Haftentlassungein Versehen war? Nein, nein, beruhige dich, wispere ich mirzu. Du hast einen Schein, der beweist, dass dir deine Freiheitrechtmäßig zusteht. Noch ein Fehlurteil werden sie nicht fällen. Hoffentlich.Ich starre auf die Tür und brauche einen Moment, bis ich den Türöffner entdecke. Ich strecke den Finger aus, will darauf drücken, doch schon klopft es von außen. Ich fahre zurück.»Christine?«, höre ich eine Männerstimme.Mein Atem geht schneller, meine Finger zittern, als ich sie auf die Klinke lege. Soll ich ihm öffnen?
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