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Blumengärten und Bomberstaffeln

eBook - Szenen einer Kindheit

Erschienen am 21.11.2015, 1. Auflage 2015
5,99 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783956555770
Sprache: Deutsch
Umfang: 95 S., 0.42 MB
E-Book
Format: EPUB
DRM: Digitales Wasserzeichen

Beschreibung

Eine Kindheit, genauer gesagt: die ersten zehn Jahre einer Kindheit, die in der mecklenburgischen Kleinstadt Grabow spielt und im Jahre 1934 beginnt - und damit knapp fünf Jahre vor dem Zweiten Großen Krieg des vorigen Jahrhunderts, der noch grausamer und verheerender war als der Erste Große Krieg.Das Leben der Autorin, von dem sie in verdichteter Form berichtet, begann wie im Märchen, in denen es auch nicht immer nur gut und gerecht zugeht. Und so hätten am Bett ihrer Geburt auch zwei Feen gestanden, heißt es im ersten Lebensgedicht eine böse und eine gute. Was die böse Fee anrichtete, das glich die gute Fee wieder aus.Den kindlichen Erlebnissen des Erschreckens vor einem Gespenst in der schummrigen Zimmerecke und der ersten Liebe zu einem weißen Mann auf dem Balkon, einem Protest gegen eine Formulierung zur Feier der Silbernen Hochzeit der Eltern, wonach sie sich immer die Rosinen aus dem Kuchen gepuhlt hätten, folgen die Kindergartenbesichtigung, immer mal wieder Krankheiten und ein Wirbelwind-Foto zum vierten Geburtstag sowie Sonntagsspaziergänge.Bis dahin herrscht Frieden in der Kindheit des Mädchens. Doch eines Morgen Schreien und Tränen der Mutter nach dem Lesen der Zeitung wieder ist Krieg. Das Mädchen erlebt eine ungekannt fassungslose Mutter und ahnt etwas ganz Schreckliches.Das Mädchen verzieht sich zum Spielen in die Nebenstraßen und hört dort von anderen Kindern, dass sie eigentlich gar keine richtige Mutter habe. Denn die sei tot. Und dann kracht eine Welt zusammen: das Mädchen hat jetzt zwei Mütter eine im Himmel und eine auf der Erde. In alle friedlichen Augenblicke bricht immer wieder der grausame Krieg ein: Papa hört im Radio Frontberichte und Mama liest Gefallenenlisten in der Zeitung. Es folgen Fliegeralarme, Bombengeschwader und die Flucht in den kalten Keller. Da ist das Mädchen noch nicht einmal sieben Jahre alt. Später wird alles immer schlimmer: Immer häufiger treibt sie der Bombenalarm in den Keller.Und auch der Bruder, erst 18, muss an die Front. Sie wird ihn nie wiedersehen.Als das Mädchen zehn ist, kommt der Frieden und die Russen und bleiben in Grabow.Danach passiert Schreckliches. Und Papa wird verhaftet und bleibt verschwunden. Außerdem wird das Mädchen zur Frau und betet inbrünstig: Lieber Gott, lass mich bitte, bittenie erwachsen werden!Aber bei dem allgemeinen Schlamasselhatte der wohl kein Ohr frei.Es ist das Ende einer Kindheit zwischen Frieden und Frieden, unterbrochen durch einen Großen Krieg.

Autorenportrait

Geboren 1934 in Rostock (Mecklenburg-Vorpommern).Studium der Kunstgeschichte und Klassischen Archäologie an der Humboldt-Universität BerIin. Diplom, Promotion zum Dr. phil.1965-69 Redakteurin am Lexikon der Kunst, HU Berlin.1973-84 Leiterin der Graphischen Sammlung des Staatlichen Museums Schwerin.Ausstellungsbetreuungen u.a. in Japan, Mexiko und Estland.Studienaufenthalte in Holland, Frankreich, England, Irland, Skandinavien, Italien und den USAVerheiratet seit 1955, drei Kinder, vier Enkel.Seit 1985 freischaffende Schriftstellerin.Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller und im Friedrich-Bödecker-Kreis.Auszeichnungen:Franz Bunke-Preis 1991 (Hamburg),Peter-Härtling-Preis 1994 (Weinheim).

Leseprobe

Sei auf der HutSei auf der Hut, sagt die Mutterin warnendem Ton,hier soll sich ein Mistkerl rumtreiben,verkleidet als Losverkäufermit braunem Umhang, der hates auf kleine Mädchen abgesehen.Den hab ich schon getroffen, sag ich.Die Mutter wird blass. Erzähl mal!Er hat gesagt: du bist ja so fixauf den Beinen, ich aber bin alt.Kannst du mir wohl den Gefallen tunund schnell mal in die Sparkasse laufenund diesen Brief drinnen in denBriefkasten werfen. Es eilt!Gerade als ich den Brief loslassen will,steht er plötzlich neben mir,nimmt mir den Brief weg und sagt:Ich muss da noch was ändern.Dann guckt er mich an:du siehst gelenkig aus, kannst du Spagat?Klar, sag ich.Zeigs doch mal!Ich tus.Quer auch?Ich mach ihm auch das vor und will genauso schnell wieder aufstehen.Doch das kann ich nicht, denn plötzlichhat er die Finger zwischen meinen Beinen.Nehmen Sie sofort Ihre Pfoten weg!schrei ich ihn an.Er darauf: ich gebe dir doch nurHilfestellung.Die brauch ich nicht. Wenn Sie mich nichtloslassen, schrei ich. Ganz laut!Hier ist keiner, sagt er, die Sparkasse istzu.Aber oben wohnen Leute.Die Mutter meiner Freundin kommt jedenMoment von der Arbeit.Und nebenan ist die Polizei!Da ließ er mich losund fummelte in seiner Tasche.Schnell sprang ich hoch. Ich wutschte ihmunter den Armen durch und machte soschnell ich konnte, die schwere Tür auf.Plötzlich hat er ein Bündel silberneAnhänger in der Hand.Such dir einen aus für dein hübschesArmband, sagte er.Da gehört kein Anhänger dran! schimpfteich und rannte weg.Und warum hast du mir das nicht erzählt?fragt die Mutter.Du sollst dich doch nicht aufregen,mit deinem kaputten Herzen!Bald dröhnen BombergeschwaderBald dröhnen Bombergeschwader in derLuft. Vorher gibt es schrill jaulendenFliegeralarm.Meistens nachts.Das heißt: raus aus dem warmen Bett,runter in den kalten Keller.Lass uns doch einfach oben bleiben,bettele ich, ihr sagt doch immer,alles ist Schicksal.Dann kann es uns doch im Keller ebensotreffen wie hier.Solche Frage stellt sich nicht,sagt die Mutter nervös,es ist Vorschrift.Und außerdem heißt es nicht zu Unrecht:wer die Gefahr sucht, kommt darin um.

Inhalt

Bei meiner GeburtEin Mäuschen huscht durchs Zimmer.Gemütlich ist es in der BadewanneEine kleine Welle im Rudower SeeBei aller MüheBei klirrendem Frost badet das KindPapa liegt im KrankenhausZur Silberhochzeit der ElternDie ganze Stadt ist auf den BeinenWenn die Ladenglocke schrilltZahnschmerzen.Zu schnell auf den BeinenKindergartenbesichtigung.Wieder mal bin ich krank.Die Fensterbretter sind frisch lackiertGern begleite ich die MutterZu meinem vierten GeburtstagAuf meinem PuppenherdIm Haus seinZu Besuch:Sonntags gingen wir immer spazierenEines Morgens schrie meine Mutter aufIch verzieh mich zum Spielen auf die NebenstraßeDen gepachteten GartenDas Beste ist wohlSei auf der HutBald dröhnen BombergeschwaderMit BiapopDie Schule liegt weit wegWir hatten immer viel BesuchMeine Freundin RuthFür Papas Drogerie pflücke ich PflanzenBeim FahrradfahrenIn der Schule fragt die Lehrerin:Ein größeres Mädchen belehrt michWer kann schwimmen?Weil ein Gartenhaus gebaut werden sollteAlles wird immer schlimmerNun war es soweitUnd dann kommt der MomentNie hatte ich Papa weinen sehenDu wächst heranFür die Mutter kommen schlimme Zeiten

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